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Naalicher Mysteries – Die Zwerge von Marlesreuth

Vor einigen hundert Jahren auf einem Feld bei Naila…

Herr Kohmann, ein einfacher Bauer, pflügte an diesem Tag sein Feld, um es für die nächste Anbausaison vorzubereiten. Nachdem er einige Stunde mühevoll gearbeitet hatte, brachte ihm seine Frau zur Stärkung einen frischgebackenen Laib Brot aufs Feld, den sie am Rand ins Gras legte und wieder nach Hause ging.

Als nun der Bauer eine Pause einlegte und gerade anfangen wollte, das Brot in mundgerechte Stücke zu brechen, kam aus dem hohen Gras eine kleine Frau hervor, ein Zwergweiblein. Es sagte zu dem Ackermann – so ist es zumindest überliefert – „Du bist noch nicht hungrig, aber meine Kinder sind es. Mein Brot ist noch im Ofen, leihe mir das deine für meine Kinder! Bis Mittag will ich es dir erstatten.“ Bauer Kohmann überließ ihr daraufhin sein Brot und war gleichzeitig umso neugieriger, ob ein Zwerg sein Versprechen halten könne und das Brot erstattet. Als dann der Kirchenturm pünktlich um zwölf Uhr läutete, kam das Zwergweiblein tatsächlich wieder und überreichte dem Bauern ein frisches, warmes Brot, eingewickelt in ein schneeweißes Tuch. Sie versicherte ihm, dass er das Brot ohne Scheu essen könne und sie das Tuch am Abend wieder abholen wird. Außerdem ist überliefert, dass das Zwergweiblein zu dem Bauern sagte: „Wir sehen uns dann nicht wieder – die Welt wird ungut.“ Sie begründete diese Aussage damit, dass das Leben der Zwerge in Naila zu gefährlich sei, weil die Bauern immer mehr fluchen und schon früh auf ihre Felder gehen und diese bis zum späten Abend auch nicht verlassen. Der Lärm der Pferde, des Pflügens und der Arbeiter ist für die Zwerge einfach zu laut und so müssen sie das beschauliche Örtchen verlassen und anderswo ihre Ruhe finden. Und so passierte es auch. Seitdem wurde in Naila kein Zwerg mehr gesichtet. Allerdings haben einige neugierige Jungen wenige Jahre später ein kleines Loch entdeckt, welches möglicherweise der Eingang zur Wohnung der damaligen Zwerge war. Da die Buben wissen wollten, was sich in dem Untergrund verbirgt und auch die Sage des Bauern Kohmann kannten, entschlossen sie sich in das Loch hineinzukriechen und nachzuschauen. Anfangs fanden sie nur einen engen Gang vor, durch den sie sich hindurchquetschten. Doch was sie dann angeblich vorfanden, damit hätte wohl niemand gerechnet. Denn am Ende des Ganges befand sich eine Grotte, so klein, dass die Burschen dort nur notdürftig stehen konnte. In dieser Grotte befanden sich viele kleine Öffnungen, die den Anschein erweckten, als seien es kleine Kämmerchen, die Größe wäre angeblich optimal für Zwerge gewesen. Doch anstatt dass die Burschen nachschauten, ergriffen sie die Flucht und kehrten nie wieder zu dem Loch zurück. Durch die Schilderungen der Jungen traute sich bis heute nie wieder jemand in das Loch hinein… Diese Geschichte wurde seitdem zu einer bekannten Sage im fränkischen Gebiet.

Natürlich ist dies nur eine Sage und ob sich das wirklich alles so zugetragen hat, ist natürlich sehr zweifelhaft. Allerdings fanden wir es sehr interessant, dass solch eine Sage sich vor unserer Haustür zugetragen haben soll. Um genauer zu sein: zwischen Naila und Marlesreuth. Deswegen spricht man auch oft von dem Zwergen-Loch bei Marlesreuth. Übrigens wurde die Sage der Zwerge erst durch einen früheren Pfarrer im Jahre 1684 bekannt, der der Meinung war, dass an dieser Erzählung irgendetwas dran sein muss. Auch wenn viele sich wünschten, dass wirklich einst Zwerge bei uns in Naila lebten, gibt es zumindest für das Zwergen-Loch eine plausible Erklärung. Denn wie viele von euch wissen, war in Naila der Bergbau vorherrschend und somit kann man sich zumindest das Zwergen-Loch erklären. Womöglich suchten Arbeiter dort verbotenerweise nach Rohstoffen, konnten jedoch aufgrund mangelnder Ausrüstung keine großen Gänge graben und konnten dort nur sehr vorsichtig vorgehen. Allerdings ist auch dies nicht zu hundert Prozent bewiesen und man muss trotzdem nicht den Glauben daran verlieren, das alles habe sich nur jemand ausgedacht.

Hier könnt ihr nachlesen, wie die Sage damals von dem Pfarrer erzählt wurde

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