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Ein Auslandsjahr in Zeiten von Corona – Anezka in Frankreich (Monat 6)

Die letzten zwei Monate nahmen die Dinge ihren Lauf. Ich habe mich schon richtig an den Alltag hier gewöhnt und kann ihn mir anders auch gar nicht mehr vorstellen. Nichtsdestotrotz soll es ab nächster Woche wieder eine Veränderung für mich geben – endlich wieder normaler Präsenzunterricht. Natürlich noch mit Maskenpflicht und wahrscheinlich mit noch viel mehr Einschränkungen, aber ich freue mich vor allem darauf, den anderen Teil meiner Klasse wiederzusehen.

Die letzten zwei Wochen hatten wir aber keine Schule, sondern Faschingsferien. Da der Inzidenzwert bei uns nicht besonders hoch ist, durften wir auch in andere Departements verreisen. Mit meiner Gastfamilie sind wir in den „Lot“ gefahren. Das ist ein Departement, welches zwischen Bordeaux und Toulouse liegt und besonders für seine wunderschönen, kleinen alten Dörfer bekannt ist, die um den Fluss „Lot“ gebaut wurden. Wir haben dort die Familie meiner Gastmutter besucht, denn sie kommt ursprünglich von dort und konnte mir somit viel von der Region zeigen und erzählen.

Am ersten Tag haben wir die „Pont Valentré“ in Cahors besichtigt, eine Brücke aus dem 14. Jahrhundert, die mit ihren sechs Bögen und Spitztürmen einst eine Verteidigungsanlage war. Daraufhin sind wir nach Marcilhac-sur-Célé gefahren, ein Dorf mit ca. 100 Einwohnern, in dem man das Gefühl hat, die Zeit wäre stehengeblieben. Wir sind dort keinem Menschen begegnet und konnten somit ungestört die überbleibenden Reste eines alten Klosters besichtigen. Das Dorf liegt direkt am Fluss in dem Célé-Taal, welches für seine ockerfarbenen Klippen bekannt ist. Mehr noch als die Natur haben es mir aber die Häuser angetan. Mit ihren Steinfassaden und bunten Fensterläden sehen sie sich alle sehr ähnlich, was eine idyllische und harmonische Atmosphäre erzeugt. Genauso habe ich mir die Landhäuser in Südfrankreich vorgestellt.

Am Morgen darauf sind wir in Figeac auf den Markt gegangen. Wegen Corona war der Markt angeblich kleiner als üblich aber ich fand ihn trotzdem sehr schön. Wir haben dort Aligot gekauft, ein mir davor unbekanntes Gericht, das in Frankreich sehr beliebt ist. Es ist eine Art Kartoffelbrei mit Käse, die zusammen eine sehr spezielle Konsistenz ergeben und sehr gut schmecken. Wir haben uns in der Stadt auch das Geburtshaus von Jean-Francois Champollion angeschaut. Er war Ägyptologe und war derjenige, der die Hieroglyphen auf dem Stein der Rosette entziffert hat. Als Andenken liegt vor seinem Geburtshaus eine große Platte mit eingravierten Hieroglyphen.

Am nächsten Tag sind wir spazieren gegangen, das kann man in dem Lot sehr gut, über lange Feldwege und Waldwege laufen und einfach mal abschalten. Nachmittags sind wir nach Rocamadour gefahren, eine touristische Attraktion, die zu den fünf wichtigsten Sehenswürdigkeiten Frankreichs zählt. Der Ort wurde vor ca. 1000 Jahren von den Benediktinern gegründet und gilt heute als Wallfahrtsstätte. Das Dorf erstreckt sich über drei Ebenen. In der unteren Ebene befindet sich das mittelalterliche Dorf mit seinen typisch malerischen Häusern und Läden. Über eine Treppe kommt man zur zweiten bzw. heiligen Ebene von Rocamadour. Der Grund für die Bezeichnung sind die sieben unterschiedlichen Kirchen, Kapellen und Basiliken, die direkt an die steilen Kalkfelsen gebaut wurden. Auf dem Gipfel des Berges, der dritten Ebene, befindet sich eine Burg aus dem 14. Jahrhundert mit einer wunderschönen Aussicht. Dieser Ort hat mir am ganzen Ausflug am besten gefallen. Der Anblick aus der Ferne auf die Anlage ist atemberaubend und einen Besuch auf jeden Fall Wert.

Im Frühling und Sommer soll die Region noch schöner sein. Wenn alles blüht und die Temperaturen hoch sind, kann man auf dem Fluss tolle Kanutouren machen und baden gehen. Im Sommer finden normalerweise auch viele kleine Dorffeste statt. Die Gegend ist für Urlaube mit der Familie perfekt geeignet und ich selber würde dort gerne irgendwann mal einen Sommer verbringen.

Zurück zu Hause angekommen hatten wir auch tolles Wetter und konnten die letzte Ferienwoche noch einige Ausflüge machen.

Da ich in meinem letzten Bericht nicht spezifisch über den Januar geschrieben habe, möchte ich zum Ende gerne wenigstens ein Erlebnis aus dem Januar teilen. Wir sind zusammen mit Freunden meiner Gasteltern in die Berge gefahren. Wir hatten wunderschönes Wetter und guten Schnee, aber leider waren die Skipisten zu. Trotzdem sind wir viel Schlitten gefahren und haben Ausflüge mit „raquettes à neige“, also Schneeschuhen gemacht. Es war auch der Geburtstag meiner Gastschwester und ein Geschenk von ihr war eine Schlittenhundetour, bei der ich mitfahren durfte! Wir wurden durch einen verschneiten Wald gezogen und konnten von dort aus Rehe und andere Tiere beobachten. Es war ein unvergessliches Ereignis und bin wirklich dankbar, dass ich sowas erleben darf.

Ich hoffe, euch hat der Bericht gefallen. Ich melde mich nächsten Monat wieder!

Bis bald!

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Tim

    Schade, dass es gerade schwierig ist, dort hinzureisen. Hört sich echt richtig schön an, auch die Bilder sind vielversprechend.

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