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Grau, grün oder bunt kariert – was das Geschlecht mit der Farbe zu tun hat…

Stell dir vor: Wir leben in einer Welt, in der jede Person eine einzelne Farbe tragen soll. Du musst zum Beispiel dein Leben lang nur noch grau tragen. Manche wären damit einverstanden, weil sie grau mögen, anderen ist es egal, wiederum gibt es aber Personen, die sich nicht damit abfinden wollen. Sie fühlen sich unwohl und wollen es ändern. Sie müssen die Farbe ändern, um sich wohlzufühlen, um sich richtig zu fühlen. Aber es wird von der Gesellschaft nicht immer akzeptiert. Das Andersdenken wird unterdrückt, sie werden gedrängt, die Farbe zu tragen, die ihnen zugewiesen wurde. Diese Menschen sind für andere merkwürdig; „Rebellion“ trifft auf Unverständnis: „Wie kann jemand es nicht wollen, diese Farbe zu tragen?“…

Jetzt übertragen wir das Gedankenexperiment auf die Realität. Denn genau so fühlen sich alle Transpersonen. Die Farbe ist der Körper, inklusive ihrer angeborenen Geschlechtsteile, mit denen sie sich unwohl fühlen und welche sie teilweise auch ändern wollen. (Man muss aber nicht gleich Hormone nehmen oder Operationen durchführen, nur um zum Beispiel ein richtiger Mann zu sein! Das, was im Kopf ist, zählt!) Damit sind nicht nur Personen gemeint, welche sich beispielsweise mit weiblichen Geschlechtsteilen als Mann identifizieren (manche gleichen ihre Geschlechtsorgane auch an), sondern auch nicht-binäre (nonbinary, enby, nb), genderfluide (Personen, die sich manchmal als männlich, dann weiblich, nonbinary etc. indentifizieren) und andere Personen, welche dem Transgenderspektrum angehören. Dieses ist so groß, dass man sich am besten selbst informiert.
Oft haben diese Personen Pronomen, mit welchen sie sich besser identifizieren, als mit den vorhergehenden. Transfrauen benutzen beispielsweise oft She/Her (sie/ihr), Transmänner He/Him (er/ihm) nicht-binäre Menschen benutzen meist They/Them, was so viel wie ihr/deren heißt. Es gibt aber auch spezifische „deutsche“ Pronomen wie Xier/Xiers. Am besten ist es aber, wenn ihr einfach die Menschen nach ihren Pronomen fragt, denn mache haben auch Neo-Pronomen, die von Person zu Person abweichen. Außerdem fragt nach dem Namen, denn meist ändern Transmenschen ihren Namen in einen, mit dem sie sich wohler fühlen. Dabei sollte man auch darauf achten, den alten Namen, auch als „Deadname“ bekannt, nicht mehr zu verwenden, denn das wird als verletzend empfunden.

So fühlen sich Betroffene Personen, wenn sie misgendered (falsches Geschlecht verwendet) oder gedeadnamed (alten/falschen Namen verwenden) werden:

„Es triggert einen halt einfach dermaßen und tut einfach weh, weil man diese Person einfach nicht ist, als die man bezeichnet wird. Man fühlt sich als wäre man nicht verstanden und als würde man nicht akzeptiert werden.“
(Nonbinary, 15 Jahre alt)

 

„Für mich ist es, wie wenn man (ich selbst oder andere) versuchen würde, ein rundes Holzspielzeug in ein dreieckiges Loch hineinzuklopfen, das ungefähr genauso groß ist. Es passt einfach nicht, es ist abstoßend, es kann wehtun, wenn man sich mit dem Spielzeug auf die Finger haut. Es geht nicht. Aber das verstehen andere nicht, weil sie nur sehen, dass das ein Holzspielzeug ist, aber nicht, welche Form es hat.
Ja, ich empfinde mein Geschlecht, aber es passt einfach nicht dort rein, wo viele glauben. Es ist rund, nicht dreieckig.
Und wenn man versucht, mich in dieses dreieckige Loch hineinzuklopfen tut man mir dabei weh, es ist respektlos.“
(Nonbinary, 16 Jahre alt)

 

„Also bei Freunden und Familie, die einen super lange schon kennen, bin ich nicht böse, wenn ihnen nochmal unbewusst sie rausrutscht. Ich werde nur sauer, wenn es jemand mit Absicht macht.“
(Transmann, 20 Jahre alt)

 

„Also es fühlt sich nicht gut an, wenn man mich als Mädchen anspricht, wenn man im Körper eines Mädchens ist, die Stimme weiblich ist und das Geschlechtsteil wie ein Mädchen hat. Ich fühl mich überhaupt nicht wohl und mit meinem Deadname angesprochen zu werden, tut schon sehr weh.“
(Transboy, 12 Jahre alt)

  

„Ich fühle mich nicht komplett und wenn mich jemand falsch anspricht verletzt mich das zum Teil noch, aber ich lasse mich nicht unterkriegen und verbessere immer die Personen.“
(Trans, 16 Jahre alt)

„Für mich persönlich ist es das Gefühl, das sich ändert, je nachdem, wer es sagt. Wenn mich jemand misgendered, zu dem*der ich nicht out bin, bin ich nur ein wenig verletzt und das war’s. Wenn jemand mich misgendered, zu dem ich out bin, kriege ich diesen riesen Kampf mit Frustration, Traurigkeit und Dysphorie; ich werde so, weil jemanden, zu dem ich out bin, mich misgendern oder deadnamen zu hören sich so anfühlt, als wird niemand jemals mich als die Person sehen, die ich bin.“
(Transfrau, 18 Jahre alt)

 

„Wenn mich jemand misgendern würde, würde ich diese Person noch einmal darauf ansprechen und ganz klar sagen, dass ich bitte, also in meinem Fall zum Beispiel, als „Er“ angesprochen werden möchte. Jeder, der dies nicht akzeptiert ist, wirklich sehr sehr respektlos und unhöflich gegenüber diesem Menschen, also ich finde es sehr respektlos gegenüber einem Transmenschen.“
(Transboy, 14 Jahre alt)

 

„Mein Körper ist eine tägliche Erinnerung zusätzlich zu den Leuten um mich herum, dass ich trans bin. Es ist ein unbeschreiblicher psychischer Schmerz. Wir Transidenten Menschen haben mit unglaublich viel Unverständnis und Hass zu tun im Alltag.“
(Transmann, 20 Jahre alt)

 

„Stell dir vor, du hättest ein Messer in dir stecken. Es tut weh, aber es war dort schon so lange, dass du den Schmerz gewohnt bist, also ist es nur eine Art hintergründiger, ausstrahlender Schmerz.
Von jemanden misgendered zu werden, der*die nicht weiß, dass ich trans bin, ist, wie wenn jemand aus Versehen an dieses Messer stößt: Es ist ein Unfall, diese Person weiß nicht, dass da ein Messer ist, ich beschuldige sie nicht, aber dort ist auch ein kurzer Moment von Schmerz, und jetzt wurde ich wieder daran erinnert, dass dort ein Messer ist, ich denke an den Schmerz, mit dem ich lebe… es ist hart, aber es ist einfach ein Fakt im Leben.
Von jemandem misgendered zu werden, zu dem ich out bin, der über das Messer weiß… Ich habe ihnen das Messer gezeigt, ihnen erklärt, wie es wehtut und wie es mein Leben beeinflusst. Ich bitte sie, es rauszuziehen, doch stattdessen greifen sie es, drehen es herum und drücken es tiefer. Es ist brutal und sinnlos und tötet jedes Mal einen Teil von mir.“
(Identität und Alter unbekannt)

Auch an unserer Schule gibt es Transmenschen. Mein Appell an euch ist, diese mit Respekt und Toleranz zu behandeln und ihre Pronomen und Namen zu benutzen, mit welchen sie sich wohlfühlen. Denn jeder sollte die Chance bekommen, seine eigene Farbe zu tragen, um diese graue Masse ein wenig bunter zu gestalten. Wir Menschen sind alle einzigartig und vielfältig, genau wie die Farben des Regenbogens.

Seht ihr das genauso? Schreibt es in die Kommentare.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Jessi

    Ich finde das Thema super spannend und wichtig – danke, dass ihr darüber berichtet!

    happy pride month 🙂

    1. Hfgwaaf

      Vielen Dank für dein positives Feedback. Wir sind komplett deiner Meinung.👍

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