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Glück im Unglück

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„Mum, wo ist mein Schlafsack?“, fragte meine Zwillingsschwester Diana. Ich hörte, wie meine Mutter
zum Zimmer von Diana ging und ihr beim Suchen half. Genervt seufzte ich und murmelte: „Wir wollten
schon vor zehn Minuten loslaufen.“ Im Gegensatz zu meiner Schwester war ich schon seit einer
Viertelstunde fertig mit Packen. Wenig später kam Diana auch die Treppe herunter. Wir verabschiedeten
uns und machten uns auf den Weg. Unser Plan war, dass wir aus der Stadt raus und durch den Wald
laufen, um dann am Waldrand zu übernachten und am nächsten Tag wieder zurückzuwandern. „Hoffen
wir mal, dass alles gut geht“, dachte ich. Während wir durch die Stadt gingen, unterhielten wir uns, wobei
wir auch viel lachten. Am Wald angekommen, aßen wir kurz etwas und liefen dann singend weiter.
Manche würden Zelten mit der Schwester vielleicht öde finden, aber mir macht es Spaß. Vor allem mit
Diana ist es immer etwas Besonderes. Und sehr lustig! Wir wanderten relativ zügig, weswegen wir schon
wenige Stunden vor Sonnenuntergang an besagtem Ort ankamen. Dort machten uns nun daran, Stöcke
für ein Lagerfeuer zu sammeln. Als wir damit fertig waren, bauten wir zusammen das Zelt auf und
bereiteten unsere Schlafgelegenheiten vor. Die Sonne war inzwischen am Untergehen, weswegen ich
das Lagerfeuer vorbereitete. Während ich dies tat, kam Diana aus dem Zelt gekrabbelt. In der einen
Hand hatte sie eine Plastikdose mit Stockbrotteig und in der anderen eine Tüte Marshmellows, die wir
zum Grillen mitgenommen hatten. „Wann können wir essen?“, fragte sie mich, als sie mich sah. „Wenn
du mir das Feuerzeug reichst, gleich“, antwortete ich, da ich gerade alle Vorbereitungen abgeschlossen
hatte. Meine Schwester holte das Feuerzeug und gab es mir, woraufhin ich mich an das Anzünden
machte. Sobald es brannte, wickelten wir den Teig auf Stöcke, backten die Brote schöne kross und
fingen an zu essen. Ein paar Stunden später legten wir uns ins Gras und blickten in den Himmel. Die
Nacht war klar und wir konnten die Sterne sehen. Wir unterhielten uns noch ein wenig, bevor wir uns
schlafen legten.
Ich hörte ein Prasseln und brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass ich neben meiner Schwester lag
und bis eben noch geschlafen hatte. Das Prasseln schien vom Regen, der anscheinend vor kurzem erst
begonnen hatte, zu kommen, welcher auf das Zeltdach niederging. Ich setzte mich auf und überlegte, ob
wir irgendetwas Wichtiges draußen vergessen hatten. Nachdem ich mich aus meinem Schlafsack befreit
hatte, krabbelte ich, mit meinem Handy bewaffnet, aus dem Zelt hinaus. Draußen angekommen spürte
ich direkt etliche Regentropfen auf meiner Haut. In der Nähe des Lagerfeuers, welches inzwischen nur
noch ein Fleck Asche war, entdeckte ich eine Metalldose, in der zuvor der Brotteig gewesen war. „Ach,
Diana“, dachte ich schmunzelnd. Plötzlich werde ich von einem gleißenden Licht geblendet und höre
einen lauten Knall. Als ich die Augen, die ich zusammengekniffen habee, wieder öffne, sehe ich gerade
noch einen Baum auf dem Zelt aufkommen. Erschrocken reiße ich die Augen auf und schreie den
Namen meiner Schwester. „Nein, nein, nein! Das darf doch nicht sein!“, denke ich verzweifelt und mit
Tränen in den Augen, während ich den Notruf wähle. Aufgeregt erkläre ich alles mit beinahe erstickter
Stimme. Die Frau am anderen Ende erklärt mir, dass die Rettungsmannschaft in ein paar Minuten da
wäre. Ich warte. Die Sekunden fühlen sich wie Stunden an. Als die Feuerwehr eintrifft, machen sich die
Männer direkt an das Entfernen des Baumes. Kurz nach der Feuerwehr trifft auch der Krankenwagen mit
den Notärzten ein, welche, nachdem der Baum entfernt ist, nach meiner Schwester schauen. „Was ist
denn los?“, höre ich die noch ein wenig verschlafene Stimme von Diana. Dann kommen der Notarzt und
Diana aus dem Zelt gekrochen. Ich renne auf meine Schwester, die immer noch ziemlich verwirrt
aussieht, zu und umarme sie. „Autsch!“, ruft sie und ich lasse sie sofort wieder los.
Ein Räuspern ließ mich auf den Notarzt hinter mir blicken. Sofort wendete ich mich ihm zu. Der Arzt fing
direkt an zu sprechen: „Sie hatten Glück, dass das nasse Holz kein Feuer gefangen hat und der Stamm
auf die Seite gefallen ist, auf welcher niemand geschlafen hat. Dennoch scheint der Baum Sie gestreift
zu haben, weswegen wir Sie mit in die Klinik nehmen müssen. Sie können gerne mitfahren und sich von
Ihren Eltern in der Klinik abholen lassen.“ „Mist! Ich habe Mama und Papa ganz vergessen!“, rief ich aus
und entschuldigte mich, um schnell auch noch diesen Anruf zu tätigen. Meine Eltern waren zwar ziemlich
geschockt von der Geschichte, wollten mich aber gleich vom Krankenhaus abzuholen. Darüber
informierte ich anschließend den Notarzt und setzte mich mit in den Krankenwagen, in dem auch schon
meine Schwester lag.

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